Projektbeschreibung

Projektskizze
Agroforstversuchsfläche „Am Herrenberg“

Ziel:
Etablierung einer Agroforstfläche in der Region Odenwald

  • Verbesserung des Humusgehaltes
  • Erzeugung von Wertholz, Biomasse und Feldfrüchten
  • Mittelfristig wirtschaftlicher Betrieb

 

Flächendaten:

  • Flächengröße: 1,93 ha
  • Lage: Gemarkung Kirchbrombach, Flur 11, Flurstück 83,
    Exposition SO, 310 m üNN
  • Boden: schwach sandiger Lehm über Buntsandstein, Lößlehm, geringer Skelettanteil, mittel- bis tiefgründig
  • Nutzung: konv. Ackerbau, letzte Frucht Raps

Planungseckpunkte:

Herbst 2018: Gründüngung vollflächig

Frühjahr 2019: Pflanzung des Wertholzes (Walnuss, Esskastanie, Wildkirsche, 8m Abstand, 78 Stk)
auf den 3 Baumstreifen mit Kleegrasuntersaat
Einsäen einer Biogas/Blühmischung auf den 6 Biomassestreifen
Einsäen einer mehrjährigen Blühmischung (Bienenweide) auf den Ackerstreifen

 

Herbst 2019: Pflanzung von Sträuchern (Beerenobst, Blühsträucher, Weide) zwischen die Bäume

Frühjahr 2022: ggfs. Beginn des Feldfruchtanbaus

 

Jede Möglichkeit zu Humusaufbau wird ergriffen, mittels:

  • Einbringung von Pferdemist, Kompost, kompostiertem Pferdemist
  • Dauerhaft begrüntem Acker
  • Kleegrassaat zwischen den Gehölzen
  • Starthilfe der Mikrofauna durch Komposttee

Der Humusgehalt des Ackers wird regelmäßig mittels Bodenanalyse (CarboCert GmbH) kontrolliert. Über alle Maßnahmen wird ein Schlagtagebuch geführt. Zu Beginn im Herbst 2018 liegt er bei 2%

 

Grundsätzliches zur Agroforstwirtschaft

Definition (nach J.Vogt 1999)

  • Agroforstwirtschaft ist eine Form der Landnutzung, bei der mehrjährige Holzpflanzen (Bäume, Sträucher, Palmen, Bambus, etc.) willentlich auf derselben Fläche angepflanzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut und / oder Tiere gehalten werden. Diese Elemente können entweder in räumlicher Anordnung oder in zeitlicher Abfolge kombiniert werden. In Agroforst­systemen gibt es normalerweise sowohl ökologische als auch ökonomische Interaktionen zwischen den verschiedenen Komponenten.

Hinweise zur rechtlichen Einordnung von Agroforstflächen

aus dem Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) § 2 Wald

(2) Kein Wald im Sinne dieses Gesetzes sind

1. Grundflächen auf denen Baumarten mit dem Ziel baldiger Holzentnahme angepflanzt werden und deren Bestände eine Umtriebszeit von nicht länger als 20 Jahren haben (Kurzumtriebsplantagen),

2. Flächen mit Baumbestand, die gleichzeitig dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte dienen (agroforstliche Nutzung),

3. mit Forstpflanzen bestockte Flächen, die am 6. August 2010 in dem in § 3 Satz 1 der InVeKoS- Verordnung vom 3. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3194), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 7. Mai 2010 (eBAnz AT51 2010 V1) geändert worden ist, bezeichneten Flächenidentifizierungssystem als landwirtschaftliche Flächen erfasst sind, solange deren landwirtschaftliche Nutzung andauert und

4. in der Flur oder im bebauten Gebiet gelegene kleinere Flächen, die mit einzelnen Baumgruppen, Baumreihen oder mit Hecken bestockt sind oder als Baumschulen verwendet werden.

Quelle: AG Agroforst Deutschland

Quelle: AG Agroforst Deutschland


Vorteile des Gehölzanbaus auf Landwirtschaftlichen Flächen
nach Burkhard Kayser www.agroforst.de

– Natürliche Schädlingsregulierung (größere Biodiversität)

– Verbesserung des Mikroklimas (Windbremse auf der Fläche)

– Erhöhung des Gesamtertrages (Produktion auf mehreren Ebenen 3D)

– Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion

– Verhinderung von Sickerverlusten z.B. bei Stickstoff

– Erosionsschutz (Wind und Wasser)

– Bindung von CO2 und Humusaufbau

– Verbesserung des Landschaftsbildes

 

Weiterführende Informationen zum Thema Agroforst:

www.agroforst.uni-freiburg.de/download/agroforstsysteme.pdf

www.agroforst.de

www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/landwirtschaft/BfN_Agroforst_Skript.pdf

www.agroforst.org

www.agroforestry.de

 

Flächengestaltung Pilotprojektfläche „Am Herrenberg“

Die Fläche misst 216 m x 88 m.
Die Gehölzstreifen sind geplant parallel zu den Längsseiten verlaufend. Dadurch ergeben sich lange (216 m) messende gut maschinenbearbeitbare Streifen.
Im Nordwesten grenzt die Parzelle an eine einspurige asphaltierte Straße, die das Wohngebiet „Am Herrenwäldchen“ erschließt. Die übrigen drei Parzellen grenzen an Ackerflächen.

Nach dem Nachbarrechtsgesetz des Landes Hessen sind für starkwachsende Park und Alleebäume 4m und für Walnussbäume ebenfalls 4m Abstand zum Nachbargrundstück einzuhalten. Zu landwirtschaftlich genutzten Flächen ist der Abstand zu verdoppeln.
D.h. die Mitte der geplanten Baumreihen darf minimal 8m neben der Parzellengrenze liegen.

Daraus ergibt sich folgende schematische Flächeneinteilung:

Nachbargrundstück Straße
Biomassestreifen 7 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 6 m
Ackerstreifen 22 m
Biomassestreifen 6 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 6 m
Ackerstreifen 22 m
Biomassestreifen 6 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 7 m
Nachbargrundstück Acker

Die Breite der Biomassestreifen von 6 m ist der gängigen Arbeitsbreite eines mittleren Feldhäckslers geschuldet.

Die Breite der Wertholzstreifen von 2 m dient dem Schutz der Bäume gegen Beschädigung der Stämme durch die Acker- bzw. Erntegeräte.

Die Breite der Ackerstreifen resultiert aus den platzierten Biomasse- und Wertholzstreifen.
Eine Breite von 24 m wäre für die gängigen Feldbearbeitungsmaschinen noch vorteilhafter, aber die Parzelle misst an den Kurzseiten eben nur 88 m.

Die Gesamtflächen der Nutzungstypen betragen demnach:

Wertholzstreifen 0,13 ha
Biomassestreifen 0,80 ha Gesamtfläche: 1,93 ha
Ackerstreifen 1,00 ha

Quelle: BfN-Agroforst-Skript Deutschland


Kostenkalkulation

Vorbereitende Arbeiten (Fräsen der Erntereste, Pferdemist, Grubbern, Gründünger) 750 €
Bodenproben Hess. Landeslabor, Anmeldung Humuszertifikate 270 €
Einfräsen der Gründüngung 120 €
78 Bäume Großheister (Pflanzung m. Freiwilligen) incl. Schutzmaterial (Verbiß, Rebpfahl) 1.170 €
Saatgut Kleegras incl. Handsaat auf den Baumstreifen 20 €
Saatgut Biogasblühmischung 8 kg (Veitshöchheimer Hanfmischung für Biogas) 360 €
Saatgut Veitshöchheimer Bienenweide 10 kg 400 €
Einsaat Lohnunternehmer 240 €
Unterpflanzung der Baumreihen mit Blühsträuchern 900 €
Summe 4.230 €

 

Nutzung der Flächen:

Wertholzstreifen

Quelle: www.dehner.de

A uf den Wertholzstreifen werden die Baumarten Walnuss, Edelkastanie und Wildkirsche in Dreiergruppen gepflanzt. Das hilft den Bäumen Zonen mit gleicher Rhizosphäre (Mykorrhiza und andere unterstützende Pilzgemeinschaften) im Oberboden aufzubauen. Daher wurde auch ein Pflanzabstand von nur 8 m gewählt. Im mittleren Alter der Bäume, wenn es zu einem Kronenschluss gekommen ist, wird genug Platz für eine raumgreifende Kronenbildung zu den Seiten bleiben.
Da die Bäume als Großheister (150 – 200 cm) gepflanzt werden sollen, wird in den ersten 10 Jahren viel Platz und Licht auf den Wertholzstreifen bleiben. Dieser Raum soll temporär wie folgt genutzt werden:
a) Quittenanbau: in jedem 3 Baumabstand werden 2 Buschbäume Quitte gepflanzt, um einen Vorertrag mit Obst zu ermöglichen
b) Beerenobst: in einem weiteren Drittel werden Beerensträucher (Johannisbere, Stachelbeere, Jostabeere) gepflanzt
c) Silberweide: in jedem 5 Abschnitt wird Silberweide gesteckt, als frühe holzige Bienenweide
d) Blühsträucher: in den verbleibenden Abschnitten werden Blühsträucher als holzige Bienenweide gepflanzt, hier insbesondere Kornelkirsche (frühe Blüte, Fruchtnutzung)

 

Biomassestreifen

Quelle: www.lwg.bayern.de

A uf den Biomassestreifen soll in den ersten Jahren Biogastaugliche Biomasse mit einem hohen Blühanteil angebaut werden. Hier fiel die Wahl auf die „Veitshöchsheimer Hanfmischung für Biogas“, eine sehr massenreiche mehrjährige Mischung mit vielen Blüten. Hier laufen Gespräche mit Biogas produzierenden Landwirten in der Umgebung, um eine Nutzung und Vermarktung sicherzustellen. Der Trockenmasseertrag liegt laut Hersteller bei 55% des Silomaisertrages.
Die Breite von 6 m ist auf in der Region übliche Maisfeldhäcksler abgestimmt.

 

Ackerstreifen

Quelle: Saaten Zeller

Auf den verbleibenden Ackerstreifen soll in den ersten 3 bis 5 Jahren eine Blühmischung als Bienenweide eingesät werden. Dies soll einerseits helfen, den Boden durch eine Dauerkultur bedeckt zu halten und zu regenerieren, zum anderen wird eine Kooperation mit einem Bioland-Imker

angestrebt. Er würde mehre Bienenstöcke aufstellen und hier für entweder Pacht oder für die Nutzung der Fläche für Bienenkurse einen Unkostendeckungsbeitrag entrichten. Für die Einsaat ist die mehrjährige „Veitshöchsheimer Bienenweide“ (Standzeit 5 Jahre) geplant.

I nhalt der Mischung: (Angaben: wildackershop.de)

Quelle: www.zellersaaten.de

Wildkräuter %
Achillea millefolium Gew. Schafgarbe 1,80
Anthemis tinctoria Färber-Hundskamille 1,00
Anthyllis vulneraira Gew. Wundklee 0,30
Centaurea cyanus Kornblume 2,00
Centaurea scabiosa Skabiosen-Flockenblume 1,00
Cichorium intybus Wegwarte 2,00
Daucus carota Wilde Möhre 2,50
Dianthus carthusianorum Karthäuser-Nelke 0,20
Echium vulgare Natternkopf 2,00
Galium album Weißes Labkraut 1,00
Galium verum Echtes Labkraut 1,00
Hypericum perforatum Tüpfel-Hartheu 0,50
Lathyrus tuberosus Knollen-Platterbse 0,20
Leucanthemum ircutianum Zahnöhrchen-Margerite 1,70
Lotus corniculatus Gew. Hornklee 3,00
Malva moschata Moschus-Malve 1,50
Malva sylvestris Wilde Malve 2,50
Medicago lupulina Hopfenklee 2,00
Oenothera biennis Gemeine Nachtkerze 0,50
Papaver rhoeas Klatsch-Mohn 1,50
Reseda lutea Gelbe Resede 0,40
Reseda luteola Färber-Resede 0,50
Salvia pratensis Wiesen-Salbei 2,00
Sanguisorba minor Kleiner Wiesenknopf 5,00
Silene dioica Rote Lichtnelke 1,00
Silene latifolia subsp. alba Weiße Lichtnelke 1,00
Silene vulgaris Gew. Leimkraut 1,00
Solidago virgaurea Gew. Goldrute 0,10
Thymus pulegioides Feld-Thymian 0,10
Verbascum densiflorum Großblütige Königskerze 0,50
Verbascum nigrum Schwarze Königskerze 0,20
Kulturarten
Anethum graveolens Dill 4,50
Borago officinalis Borretsch 5,58
Calendula officinalis Ringelblume 5,52
Coriandrum sativum Koriander 5,52
Fagopyron esculentum Buchweizen 6,48
Foeniculum vulgare Fenchel 3,90
Helianthus annuus Sonnenblumen 9,00
Linum usitatissimum Öllein 9,00
Medicago sativa Luzerne 3,00
Nigella sativa Schwarzkümmel 4,50
Phacelia tanacetifolia Phazelia 3,00
Summe 100,00

 

Ausblick

Wie eingangs in den Zielen aufgeführt , ist das Hauptziel eine Agroforstfläche im Odenwald zu etablieren.

Sollte sich das Projekt bewähren und das Teilziel erreicht werden, die Agroforstfläche wirtschaftlich zu betreiben, besteht die Möglichkeit weitere Ackerflächen zu pachten. Gesetzt den Fall ergäbe sich die Chance, Agroforstflächen mit weiteren Varianten in der räumlichen Aufteilung, in der Art der Holznutzung oder in der Nutzung des Ackeranteils zu testen.

Wünschenswert wäre außerdem die wissenschaftliche Begleitung durch eine interessierte Fachschaft einer landwirtschaftlichen oder landespflegerischen Fakultät. Hier haben sich bisher aber noch keine Anknüpfungspunkte ergeben.

Inwieweit das Projekt Relevanz für die noch junge Agroforstszene in Deutschland haben kann, wird sich herausstellen.

Das Wichtigste ist nun, die Theorie, das Konzept auf dem Papier in die Praxis auf dem Acker umzusetzen.

Projektskizze
Agroforstversuchsfläche „Am Herrenberg“

Ziel:
Etablierung einer Agroforstfläche in der Region Odenwald

  • Verbesserung des Humusgehaltes
  • Erzeugung von Wertholz, Biomasse und Feldfrüchten
  • Mittelfristig wirtschaftlicher Betrieb

 

Flächendaten:

  • Flächengröße: 1,93 ha
  • Lage: Gemarkung Kirchbrombach, Flur 11, Flurstück 83,
    Exposition SO, 310 m üNN
  • Boden: schwach sandiger Lehm über Buntsandstein, Lößlehm, geringer Skelettanteil, mittel- bis tiefgründig
  • Nutzung: konv. Ackerbau, letzte Frucht Raps

Planungseckpunkte:

Herbst 2018: Gründüngung vollflächig

Frühjahr 2019: Pflanzung des Wertholzes (Walnuss, Esskastanie, Wildkirsche, 8m Abstand, 78 Stk)
auf den 3 Baumstreifen mit Kleegrasuntersaat
Einsäen einer Biogas/Blühmischung auf den 6 Biomassestreifen
Einsäen einer mehrjährigen Blühmischung (Bienenweide) auf den Ackerstreifen

 

Herbst 2019: Pflanzung von Sträuchern (Beerenobst, Blühsträucher, Weide) zwischen die Bäume

Frühjahr 2022: ggfs. Beginn des Feldfruchtanbaus

 

Jede Möglichkeit zu Humusaufbau wird ergriffen, mittels:

  • Einbringung von Pferdemist, Kompost, kompostiertem Pferdemist
  • Dauerhaft begrüntem Acker
  • Kleegrassaat zwischen den Gehölzen
  • Starthilfe der Mikrofauna durch Komposttee

Der Humusgehalt des Ackers wird regelmäßig mittels Bodenanalyse (CarboCert GmbH) kontrolliert. Über alle Maßnahmen wird ein Schlagtagebuch geführt. Zu Beginn im Herbst 2018 liegt er bei 2%

 

Grundsätzliches zur Agroforstwirtschaft

Definition (nach J.Vogt 1999)

  • Agroforstwirtschaft ist eine Form der Landnutzung, bei der mehrjährige Holzpflanzen (Bäume, Sträucher, Palmen, Bambus, etc.) willentlich auf derselben Fläche angepflanzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut und / oder Tiere gehalten werden. Diese Elemente können entweder in räumlicher Anordnung oder in zeitlicher Abfolge kombiniert werden. In Agroforst­systemen gibt es normalerweise sowohl ökologische als auch ökonomische Interaktionen zwischen den verschiedenen Komponenten.

Hinweise zur rechtlichen Einordnung von Agroforstflächen

aus dem Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) § 2 Wald

(2) Kein Wald im Sinne dieses Gesetzes sind

1. Grundflächen auf denen Baumarten mit dem Ziel baldiger Holzentnahme angepflanzt werden und deren Bestände eine Umtriebszeit von nicht länger als 20 Jahren haben (Kurzumtriebsplantagen),

2. Flächen mit Baumbestand, die gleichzeitig dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte dienen (agroforstliche Nutzung),

3. mit Forstpflanzen bestockte Flächen, die am 6. August 2010 in dem in § 3 Satz 1 der InVeKoS- Verordnung vom 3. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3194), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 7. Mai 2010 (eBAnz AT51 2010 V1) geändert worden ist, bezeichneten Flächenidentifizierungssystem als landwirtschaftliche Flächen erfasst sind, solange deren landwirtschaftliche Nutzung andauert und

4. in der Flur oder im bebauten Gebiet gelegene kleinere Flächen, die mit einzelnen Baumgruppen, Baumreihen oder mit Hecken bestockt sind oder als Baumschulen verwendet werden.

Quelle: AG Agroforst Deutschland

Quelle: AG Agroforst Deutschland


Vorteile des Gehölzanbaus auf Landwirtschaftlichen Flächen
nach Burkhard Kayser www.agroforst.de

– Natürliche Schädlingsregulierung (größere Biodiversität)

– Verbesserung des Mikroklimas (Windbremse auf der Fläche)

– Erhöhung des Gesamtertrages (Produktion auf mehreren Ebenen 3D)

– Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion

– Verhinderung von Sickerverlusten z.B. bei Stickstoff

– Erosionsschutz (Wind und Wasser)

– Bindung von CO2 und Humusaufbau

– Verbesserung des Landschaftsbildes

 

Weiterführende Informationen zum Thema Agroforst:

www.agroforst.uni-freiburg.de/download/agroforstsysteme.pdf

www.agroforst.de

www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/landwirtschaft/BfN_Agroforst_Skript.pdf

www.agroforst.org

www.agroforestry.de

 

Flächengestaltung Pilotprojektfläche „Am Herrenberg“

Die Fläche misst 216 m x 88 m.
Die Gehölzstreifen sind geplant parallel zu den Längsseiten verlaufend. Dadurch ergeben sich lange (216 m) messende gut maschinenbearbeitbare Streifen.
Im Nordwesten grenzt die Parzelle an eine einspurige asphaltierte Straße, die das Wohngebiet „Am Herrenwäldchen“ erschließt. Die übrigen drei Parzellen grenzen an Ackerflächen.

Nach dem Nachbarrechtsgesetz des Landes Hessen sind für starkwachsende Park und Alleebäume 4m und für Walnussbäume ebenfalls 4m Abstand zum Nachbargrundstück einzuhalten. Zu landwirtschaftlich genutzten Flächen ist der Abstand zu verdoppeln.
D.h. die Mitte der geplanten Baumreihen darf minimal 8m neben der Parzellengrenze liegen.

Daraus ergibt sich folgende schematische Flächeneinteilung:

Nachbargrundstück Straße
Biomassestreifen 7 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 6 m
Ackerstreifen 22 m
Biomassestreifen 6 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 6 m
Ackerstreifen 22 m
Biomassestreifen 6 m
Wertholzstreifen 2 m
Biomassestreifen 7 m
Nachbargrundstück Acker

Die Breite der Biomassestreifen von 6 m ist der gängigen Arbeitsbreite eines mittleren Feldhäckslers geschuldet.

Die Breite der Wertholzstreifen von 2 m dient dem Schutz der Bäume gegen Beschädigung der Stämme durch die Acker- bzw. Erntegeräte.

Die Breite der Ackerstreifen resultiert aus den platzierten Biomasse- und Wertholzstreifen.
Eine Breite von 24 m wäre für die gängigen Feldbearbeitungsmaschinen noch vorteilhafter, aber die Parzelle misst an den Kurzseiten eben nur 88 m.

Die Gesamtflächen der Nutzungstypen betragen demnach:

Wertholzstreifen 0,13 ha
Biomassestreifen 0,80 ha Gesamtfläche: 1,93 ha
Ackerstreifen 1,00 ha

Quelle: BfN-Agroforst-Skript Deutschland


Kostenkalkulation

Vorbereitende Arbeiten (Fräsen der Erntereste, Pferdemist, Grubbern, Gründünger) 750 €
Bodenproben Hess. Landeslabor, Anmeldung Humuszertifikate 270 €
Einfräsen der Gründüngung 120 €
78 Bäume Großheister (Pflanzung m. Freiwilligen) incl. Schutzmaterial (Verbiß, Rebpfahl) 1.170 €
Saatgut Kleegras incl. Handsaat auf den Baumstreifen 20 €
Saatgut Biogasblühmischung 8 kg (Veitshöchheimer Hanfmischung für Biogas) 360 €
Saatgut Veitshöchheimer Bienenweide 10 kg 400 €
Einsaat Lohnunternehmer 240 €
Unterpflanzung der Baumreihen mit Blühsträuchern 900 €
Summe 4.230 €

 

Nutzung der Flächen:

Wertholzstreifen

Quelle: www.dehner.de

A uf den Wertholzstreifen werden die Baumarten Walnuss, Edelkastanie und Wildkirsche in Dreiergruppen gepflanzt. Das hilft den Bäumen Zonen mit gleicher Rhizosphäre (Mykorrhiza und andere unterstützende Pilzgemeinschaften) im Oberboden aufzubauen. Daher wurde auch ein Pflanzabstand von nur 8 m gewählt. Im mittleren Alter der Bäume, wenn es zu einem Kronenschluss gekommen ist, wird genug Platz für eine raumgreifende Kronenbildung zu den Seiten bleiben.
Da die Bäume als Großheister (150 – 200 cm) gepflanzt werden sollen, wird in den ersten 10 Jahren viel Platz und Licht auf den Wertholzstreifen bleiben. Dieser Raum soll temporär wie folgt genutzt werden:
a) Quittenanbau: in jedem 3 Baumabstand werden 2 Buschbäume Quitte gepflanzt, um einen Vorertrag mit Obst zu ermöglichen
b) Beerenobst: in einem weiteren Drittel werden Beerensträucher (Johannisbere, Stachelbeere, Jostabeere) gepflanzt
c) Silberweide: in jedem 5 Abschnitt wird Silberweide gesteckt, als frühe holzige Bienenweide
d) Blühsträucher: in den verbleibenden Abschnitten werden Blühsträucher als holzige Bienenweide gepflanzt, hier insbesondere Kornelkirsche (frühe Blüte, Fruchtnutzung)

 

Biomassestreifen

Quelle: www.lwg.bayern.de

A uf den Biomassestreifen soll in den ersten Jahren Biogastaugliche Biomasse mit einem hohen Blühanteil angebaut werden. Hier fiel die Wahl auf die „Veitshöchsheimer Hanfmischung für Biogas“, eine sehr massenreiche mehrjährige Mischung mit vielen Blüten. Hier laufen Gespräche mit Biogas produzierenden Landwirten in der Umgebung, um eine Nutzung und Vermarktung sicherzustellen. Der Trockenmasseertrag liegt laut Hersteller bei 55% des Silomaisertrages.
Die Breite von 6 m ist auf in der Region übliche Maisfeldhäcksler abgestimmt.

 

Ackerstreifen

Quelle: Saaten Zeller

Auf den verbleibenden Ackerstreifen soll in den ersten 3 bis 5 Jahren eine Blühmischung als Bienenweide eingesät werden. Dies soll einerseits helfen, den Boden durch eine Dauerkultur bedeckt zu halten und zu regenerieren, zum anderen wird eine Kooperation mit einem Bioland-Imker

angestrebt. Er würde mehre Bienenstöcke aufstellen und hier für entweder Pacht oder für die Nutzung der Fläche für Bienenkurse einen Unkostendeckungsbeitrag entrichten. Für die Einsaat ist die mehrjährige „Veitshöchsheimer Bienenweide“ (Standzeit 5 Jahre) geplant.

I nhalt der Mischung: (Angaben: wildackershop.de)

Quelle: www.zellersaaten.de

Wildkräuter %
Achillea millefolium Gew. Schafgarbe 1,80
Anthemis tinctoria Färber-Hundskamille 1,00
Anthyllis vulneraira Gew. Wundklee 0,30
Centaurea cyanus Kornblume 2,00
Centaurea scabiosa Skabiosen-Flockenblume 1,00
Cichorium intybus Wegwarte 2,00
Daucus carota Wilde Möhre 2,50
Dianthus carthusianorum Karthäuser-Nelke 0,20
Echium vulgare Natternkopf 2,00
Galium album Weißes Labkraut 1,00
Galium verum Echtes Labkraut 1,00
Hypericum perforatum Tüpfel-Hartheu 0,50
Lathyrus tuberosus Knollen-Platterbse 0,20
Leucanthemum ircutianum Zahnöhrchen-Margerite 1,70
Lotus corniculatus Gew. Hornklee 3,00
Malva moschata Moschus-Malve 1,50
Malva sylvestris Wilde Malve 2,50
Medicago lupulina Hopfenklee 2,00
Oenothera biennis Gemeine Nachtkerze 0,50
Papaver rhoeas Klatsch-Mohn 1,50
Reseda lutea Gelbe Resede 0,40
Reseda luteola Färber-Resede 0,50
Salvia pratensis Wiesen-Salbei 2,00
Sanguisorba minor Kleiner Wiesenknopf 5,00
Silene dioica Rote Lichtnelke 1,00
Silene latifolia subsp. alba Weiße Lichtnelke 1,00
Silene vulgaris Gew. Leimkraut 1,00
Solidago virgaurea Gew. Goldrute 0,10
Thymus pulegioides Feld-Thymian 0,10
Verbascum densiflorum Großblütige Königskerze 0,50
Verbascum nigrum Schwarze Königskerze 0,20
Kulturarten
Anethum graveolens Dill 4,50
Borago officinalis Borretsch 5,58
Calendula officinalis Ringelblume 5,52
Coriandrum sativum Koriander 5,52
Fagopyron esculentum Buchweizen 6,48
Foeniculum vulgare Fenchel 3,90
Helianthus annuus Sonnenblumen 9,00
Linum usitatissimum Öllein 9,00
Medicago sativa Luzerne 3,00
Nigella sativa Schwarzkümmel 4,50
Phacelia tanacetifolia Phazelia 3,00
Summe 100,00

 

Ausblick

Wie eingangs in den Zielen aufgeführt , ist das Hauptziel eine Agroforstfläche im Odenwald zu etablieren.

Sollte sich das Projekt bewähren und das Teilziel erreicht werden, die Agroforstfläche wirtschaftlich zu betreiben, besteht die Möglichkeit weitere Ackerflächen zu pachten. Gesetzt den Fall ergäbe sich die Chance, Agroforstflächen mit weiteren Varianten in der räumlichen Aufteilung, in der Art der Holznutzung oder in der Nutzung des Ackeranteils zu testen.

Wünschenswert wäre außerdem die wissenschaftliche Begleitung durch eine interessierte Fachschaft einer landwirtschaftlichen oder landespflegerischen Fakultät. Hier haben sich bisher aber noch keine Anknüpfungspunkte ergeben.

Inwieweit das Projekt Relevanz für die noch junge Agroforstszene in Deutschland haben kann, wird sich herausstellen.

Das Wichtigste ist nun, die Theorie, das Konzept auf dem Papier in die Praxis auf dem Acker umzusetzen.